08 Juli 2007

Zeche Nordstern

Für einen besonderen Anlass die Türen zu seiner alten Garage knarrend aufzusperren und den dort schon lange geduldig wartenden Mercedes zu starten, das verstärkt den Moment, ohne seinen Anlass zu überdecken, sondern ihn fröhlich zu verstärken.

Kaum jemand konnte genau diesen Moment besser, betonter und eben auch gleichgültiger darstellen als Jean-Louis Trintignant in seiner Rolle als gealterter, zurückgezogener und zynischer Mann, der durch Zufall eine junge Frau kennen lernt und von ihr ein ganz kleines Stück ins Leben zurückgezogen wird. Sie lädt ihn zu einer Modenschau ein, sie ist Model, und er quält sich aus dem Haus zur Garage, öffnet diese und steigt in seine alte Mercedes-Heckflosse. Ganz selbstverständlich. (Natürlich geht es hier um "Drei Farben - Rot" von Krzysztof Kieślowski).

Wie auch immer, das Rolltor knarrte sogar und von seiner Decke befreit fuhren der blaue /8 und ich von Essen durch den Sommertag nach Gelsenkirchen zur Zeche Nordstern. Der besondere Anlass dort war ein Konzert des Klavierfestival Ruhr mit sehr schönem Programm, aber leider ganz furchtbarer Akustik. Doch etwas enttäuscht wendeten wir unseren Blick zurück nach Essen, bei immer noch schönstem Wetter, und sogar die Klimaanlage säuselte wieder vor sich hin. Zwar klingt der /8 nicht so schön (und glücklicherweise nicht so sperrig) wie Prokofjew aber ohne ihn wäre es nur die halbe Freude gewesen.

Labels: , , , , ,

1 Comments:

Blogger Tippling said...

An die Szene kann ich mich auch noch gut erinnern. Dass bei einem seit Jahren oder Jahrzehnten abgestellten Wagen aber nur die Batterie platt gewesen sein soll, wie es der Richter erzählt, wage ich denn doch zu bezweifeln... :-)

Trotzdem ein wunderschöner Film. Wie auch die ganze Drei-Farben-Trilogie. Anscheinend mochte Kieslowski alte Mercedesse lieber als moderne Alfas. Denn so einer spielt ja in "Drei Farben: Blau" eine ziemlich unrühmliche Rolle.

4:38 PM  

Kommentar veröffentlichen

<< Home